Adolf Hitler Geburtshaus

 

„BRAUNAU, GRAZ. „Stellen Sie sich vor, das Haus hat nur einen materiellen Wert. Nicht mehr und nicht weniger.“ Drei Architekten und Stadtplaner des in Graz ansässigen Draftstudios – Malte Brendemühl, Toni Levak und Jürgen Patjens – haben sich Gedanken über die weitere Verwendung des Hitler-Geburtshauses in Braunau gemacht und diese auch auf ihrer Homepage veröffentlicht. […]“ veröffentlicht: OÖ Nachrichten (von Andreas Maislinger)

Projektgrafik

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Luft entziehen, der Geschichte die Macht rauben. […] Dem Gebäude Substanz, die Ladung nehmen. […] Zeitliche Komponente. […] Reduktion auf Bauliche Materie. […] Substanziell löschen! Hitlers Geburtshaus? Wer ist Hitler? […] Platz für NEUES schaffen. Prospektiv denken. […] Überladungen vermeiden? […] Der Geschichte ein Zeichen setzen. Dem RECHTEN GEDANKEN-GUT Raum nehmen. […] Entmaterialisieren!

Das Gebäude abzureisen ist keine Antwort. Das Gebäude mit neuen Funktionen zu bespielen eine noch geringere. Gebäude mit neuen Funktionen zu bespielen wurde in der Vergangenheit mehrfach probiert – und ist nur solange aktuell bis das Programm/System eine „neue“ Verwendung sieht. NEU oder ALT, welche Bedeutung haben diese Begriffe im Zyklus einer Wiederholung. […]

Das Objekt wird künstlich leer gehalten, um kein „falsches“ Bespielen zu ermöglichen. […]

Setzen wir also ein Wahrzeichen indem wir Geschichte konservieren, die Geburt eines Massenmörders passiv zelebrieren und dadurch Angriffsfläche für dessen Gefolgsleute bieten?

Das Konzept basiert auf dem Gedanken, dem Personenkult die Substanz zu entziehen, der Erinnerung an die Opfer Platz zu bieten und mit der Vergangenheit abzuschließen indem wir der funktionalen Architektur die Luft zu entziehen.

Jegliche Funktionsüberlagerung und der immanenten Gefahr, diese überladenen Gemäuer für die Sakralisierung der Geburtsstunde von Adolf Hitler zu missbrauchen wird unterbunden, indem eben die Möglichkeit einer sich wiederholenden Nutzung entmaterialisiert wird.

Alle Optionen dieses Gebäude als Funktionsraum zu aktivieren, bergen in sich das Problem eine gegengleiche Reaktion zu beschwören und unter dem Aspekt einer Umnutzungsstrategie eben für „Rechte“ die Möglichkeiten offen zu halten. – Stellen Sie es sich vor, dass es immer eine Frage der sich wechselnden Interessensgruppen ist, welche Funktion/Inhalte eine Hülle bekommt.

So muss dem Haus das „Haus-Sein“ entnommen werden und auf die Materie dessen, was den Raum der Vergangenheit einschreibt, somit die Substanz entzogen werden.

Das ist noch übrig und das ist nichts […]

Das Geburtshaus muss zur reinen Materie geschichtlicher Erinnerung komprimiert werden und als Mahnmal und Spiegelbild für alle Generationen dienen. Eine Erinnerung an was war und was sein kann. Jeder Kubikmeter einer Erinnerung an die Geburtsstunde von Adolf Hitler muss entzogen und zu einer Reflexionsfläche des Vergangenen verpresst werden.

Wir setzen also ein Wahrzeichen, indem wir einen Teil unserer Geschichte sichtbar belassen, nämlich den Teil, welcher einen Spiegel der Gesellschaft entstehen lässt und eine Kerbe in der Achse der Geschichte hinterlassen kann. – Es muss Platz für neues geschaffen werden:

Stellen sie es sich vor, dass es nur ein Gebäude ist. Stellen Sie es sich vor wie ein Gebäude durch einen Zufall Bedeutung bekommt. Stellen sie es sich vor, dass nur ein Zufall Millionen beschäftigt. […]

Stellen Sie sich vor, dass Hitler in diesem Haus nie geboren wurde. […] Stellen Sie sich einfach den Umstand vor, dass dort lediglich der geschichtliche Inhalt eine Rolle spielt.

Stellen Sie sich nun vor, dass jemand durch einen Zufall auf die Idee kommt, diesem Gebäude einfach den Inhalt zu entziehen. […] Und stellen Sie sich einfach vor, dass dieser „Jemand“ sagt, dass das Haus nur einen Materiellen Wert hat und ist, nicht mehr und nicht weniger als eine sogenannte Kerbe, eine Erinnerung in unserer Zeitachse. Stellen Sie es sich einfach nur vor […]

Stellen Sie sich vor, das Gebäude NICHT als Mahnmal für Millionen von Menschen zu sehen. […] Stellen Sie es sich vor, dass Ihr Urgroßvater, Großvater, Vater, Sie – oder einfach ihr Kind, Ihr Enkel oder Urenkel es hätten sein können. […] Stellen Sie es sich vor, dass dieses Haus ein Spiegelbild unserer Gesellschaft sein kann. Stellen Sie es sich vor, das Haus als ein Spiegelbild dessen zu sehen, dass ein jeder von uns eine Verantwortung trägt. […] Hätte man sich damals vorstellen können, dass dieses kleine „Adolf-Baby“ ein Massenmörder werden würde. […] Und nun stellen Sie sich vor, dass jemand all dies aus diesem Haus nimmt.

Was bleibt übrig? Sind es die Wände. Die Fenster. Die Türstöcke – oder ist es der Raum der übrig bleibt. Stellen Sie es sich vor Platz für Neues zu schaffen, der Geschichte ein Zeichen zu setzen. Der Gesellschaft ein Zeichen zu geben. Stellen Sie es sich vor der Gegenwart einen Startpunkt zu geben und Prospektiv das Umfeld zu gestalten. […] Schaffen wir doch Platz für die Zukunft.


Take away the air, take away the power of history. […] Hitler’s birthplace? Who is Hitler? […] take away the building’s substance and energy. […] component of time. […] reduction to constructional matter. […] Substantially erasing it!
Creating space for something NEW. Prospective thinking. […] avoiding overloads! […] Setting a historical example. Take away the RIGHT THOUGHTS‘ space. […] dematerialising it!

To demolish the building entirely is not an answer. Filling the building with new programmes is an even worse option. Reinventing the building through the addition of new functions has been tried several times in the past – and is only up to date until the programme / system sees a „new“ use. NEW or OLD, what do these terms mean, when seen in a cycle of a repetition. […] The object is artificially kept empty to not allow the chance of being labelled as „wrongful“ use. […] So, are we setting an example by preserving history, or instead are we passively celebrating the birth of a mass murderer and conceding space to his followers?
The concept is based on the idea of taking away the substance of the “Personenkult”, while providing space for the memorial of victims, and breaking with the past by extracting all functional properties from the architecture.
Any overlapping functions and the imminent danger of misusing these overloaded walls for the cult of Adolf Hitler’s birth is prevented by dematerialising the possibility of repeated use.
All options of reactivating this building as a functional space, inherite the problem of summoning a counter-reaction and keeping the possibilities open for „rights“ under a strategy of reuse. Imagine that it is always a question of changing groups of interest which function / content have put in place.
Thus the „house“ has to be taken from the building and all substance must be removed from the object which carries the weight of the past.
All this is what’s still left. And that is nothing […]

The birthplace must be compressed to the pure matter of historical memory and serve as a reminder and a mirror for all generations. A reminder of what was and what can be. Every cubic meter which remembers the birth of Adolf Hitler must be extracted and pressed into a reflection of the past’s memory. We create a landmark by leaving a part of our history visible, more precisely the part that can create a mirror for society and leave a mark in the axis of history. There must be space for new things to come.
Imagine it is just a building. Imagine how a building becomes important by coincidence. Imagine that only one specific coincidence involves millions of people. […] Imagine that Hitler was never born in this house. […] Just imagine the fact that only historical content plays a role.
Imagine someone getting the idea of simply removing this content from the building. […] And just imagine that this „someone“ says, the house only has a material value and is no more or no less than a mark and a memory in the historical axis of time. Simply imagine that […]
Imagine NOT seeing the building as a memorial to millions of people. […] Imagine that it could have been your great-grandfather, grandfather, father, you, your child, your grandson or great-grandson. […] Imagine that this house can be a reflection of our society. Imagine this house being a reflection of the fact that each of us has a responsibility. […] Could one have imagined that this little „Adolf-Baby“ would become a mass murderer? […] And now imagine that someone removes all of this from this house.

What remains? The walls, the windows, the door frames? – Or is it the leftover space? Imagine creating space for new things, setting an example for history. We need to set an example to society. Imagine giving a starting point to the present and shaping the surroundings. […] Let us create space for the future.

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Ein Kommentar

  1. 6. April 2017
    Reply

    This will be a triple A concept.
    Well done guys

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